Heide Kowalzik
Heide Kowalzik

Johann Parum Schultze aus Süthen

war Dorfschulze und Chronist. Er lebte von 1677 bis 1740 und berichtete über das alltägliche Leben zu seiner Zeit. Gleichzeitig versuchte er, die dravänopolabische Sprache mittels Wortlisten der Nachwelt zu erhalten.

Ich habe versucht, Teile seiner Texte in Bildern zu integrieren.

 

 

Parum

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Ich hab mir vorgenommen dieses 1725. Jahr von die Wendische Sprache der Nachwelt aufzuzeichnen. …

Ich bin ein Mann von 47 Jahren, wenn mit mir und denn noch drey Personen es vorbey in unserem Dorf, als dann wird wohl niemand recht wissen, wie ein Hund auf Wendisch genannt wird. 

                                                            Parum

Hochzeit

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Ich, J.P.S. haben von Crummassel Catharina Gröpcken, Christjahn Gröpcken Tochter, gefreiet. 1710 ist die Hochzeit gewesen. Habe an Gelde mit gefreuet 120 thlr. Und wass sonsten Landes Recht mit sich bringt. Sie ist gestorben 1732 den 16. Januar, ihres Alters 43 Jahr und 8 Tage; 21 Jahr in die Ehe gelebet, 9 Kinder gezeuget, 3 sind todt und 6 Lebend noch.

Spruchbalken

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Drei schöne Dinge sind, die Gott und den Menschen wohl gefallen: wann Brüder eins sind und die Nachbarn sich lieb haben und Mann und Weib miteinander wohl umgehen.

                                                                  Sirach 25

 

(Spruchbalken am Johann-Parum-Schultze-Haus, jetzt in Lübeln)

Unwetter

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Den 31. Jul kam ein solcher stark Gewitter und regenwolken das das Wasser dem Zaun im Zideleist niederrisz … Das Kohl stund unter das Wasser …

Mitten auf der Dorfplatz stund so viel Wasser das über die Strassen lief hinter meinem Hoff bis an Thorweg, zwischen Sühten und Naulitz war wie ein See.

Von Wolffen und Wollfes Jacht

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Zu anno 1630, 40 bis 50zig sind so viel Wolffe zu Winter Zeit im zwölften, wenn sie gerautzet, zusammen gekommen des Nachts …

Meine Mutter ihr Gros Vatter begegnet einsten ein Wolff zu der Zeit, wenn man im Frühjahr die Weyden kröpfet … dieser hat aber ein Beil bei sich …

damit spaltet er den Wolff den Kopf inzwey …

Wenn es frohren ward und ein wenig Schnee viel, so mussten die Holtz Vögte nach dem Wolffspur suchen. … alsdann muste der Cussater gleich den Hüvener mitlauffen. Ich, Johann Parum Schulz bin gleichfalls 2 mal mit zur

                                                          Jacht gewesen.

Lange Kerls

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1737 umb Weinachten kommen zwei auf einem Wagen in Salzwedel fahren aus Donmark; werden sie gefraget, ob sie Dienste wollen nehmen einer ist so lang gewesen, dass Er über alle Räuter hat über weg sehen konnen …

der hat gekriegt Hand Geldt 2000 und 300 rthlr. …

seine Schwester solt … ihm das Geld verwahren die 300 rthlr. … ist der grosse fort über alle Berge. Da haben sie gewusst den anderen aus Salzwedel zu bringen nach Putstam.

Kreuzbaum

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Da ich noch ein Knabe war, da standen in allen Dörfern hohe lange aufgerichtete Bäume, oben ein Querholz gleich einer Cränz, ganz oben eine eiserne Stange mit einem Weyer-Ann, von unten an zweyen Seiten mit hölzern langen Nageln inein geschlagen, das man könnte oben bey den Hanen in an steigen. …

Ein solch Jubel Geschrey und gros Fest haben sie gehalten, dasz aus Sauffen und Tanzen bestanden hat, und dasz Etzliche Tage in durch zu Carmitz ist dieses geschehen.

Pest ist in halten Zeiten nicht in Sühten gewesen … Dann es ist so zugegangen daß ein Mann, der hat geheißen Niebuhr … wie er von Lüchow fährt … nimt er ein Mann auf dem Wagen: ich will mit in dein Dorff … den ich bin der Pest. Da baht dieser Nibuhr umb sein lebent. Gab der Pest ihm ein Lehr:

er sollt sich nackend ausziehen … und soll seinen Kesselhaken nehmen, form Haus ausgehen, mit der Sonn umb sein Hoff Erumb lauffen. Ob ein oder 3mahl, das weis ich nicht … stag das Eisen unter die Brücke, welches anno 1690 ich selber gesehen habe, da die Brücke ist gebessert, aber von Rost bald verzehret. Ist auch kein Krankheit von Pestilenz im Dorf gespüret

                                                           worden.

Erlass zum Tabakkonsum

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Wir Georg Wilhelm von Gottes Gnaden …

Fügen hiermit jedermänniglich zu wissen … wie in unserem Fürstenthumb und Landen das rauchen des Tobaks solchergestalt überhand genommen, dasz von den gemeinen Leuten fast keiner gefunden, der sich nicht zu solchem übermässigen Rauchen gewehnet ja verschiedene von ihnen den gantzen Tag damit gantz liederlich zubringen und wir dan solchen Mißbrauch einigermassen zu begegnen …

Aller Toback so in Unserem Fürstenthumb consumieret wird zu 25 Thlr. pro

                                                           Cent verimpostet.

 

                                                           Aus:           Eine Sammlung von Verordnungen …

                                                                              welche zu Wustrow gehören aus den Jahren 1691 – 1845

                                                                              Herausgeber Eberhard Jacobshagen

Glaffatz‘ Tochter

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Umb 1708 ist ein Mensch von Müggenburg gerichtet worden, welcher ihr Kind hat gleich nach der Geburt getödtet und in das Bettstroh werborgen …

Ob sie mit dem Pastoren oder dessen Sohne zugehalten, ist so eben nicht ruchbar gewesen. Ihr Häupt sole auf einen hohen Pfahl. Die Fräunde haben bey den Churfürst die Gnade erhalten, das er ist nicht aufkommen.

Die Unterirdischen

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Die Unnererdschen vom Bocksberg in Süthen

Ortseingang Süthen nach einer historischen Aufnahme ca. 19. Jahrhundert

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Vor 1690. Zu dieser Zeit war es für eine faulheit gerechnet, dasz dieser oder jener mannspersohn, der ein halb Meil oder ganz Meil Weges giengen und hette Schu und Strümpfe an. Sondern wenn eine Mannsperson nach Lüchau gienge, so nam er sein Schu und seine strümpfe aufm Stock bisz vor der Stadt, da zog er sie an; und wann er wieder aus der Stadt gieng, so zog er sie wieder aus. Die halten leut kunnten barffFus gehen, und wenn es um die Zeit war, dasz die Nacht fröste wahren, dasz estimierten sie nichtes; nachher 1700 bis 1723 ist so weit mit der Bauersläutte kommen, dasz sie barfuss

                                                            keinen halb Tag gehen können.

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© Heide Kowalzik